WIENER NATURWACHT

Natur- Tier- und Umweltschutz

KRÖTENWANDERUNG

AUTOFAHRER BITTE AUFPASSEN

28.03.2022

 

Jedes Jahr im Frühling beginnt ein einzigartiges Naturphänomen: die Krötenwanderung. Die meisten Menschen bemerken nur wenig von der Wanderschaft der Erdkröten und Frösche mit, oftmals machen nur einige Straßenschilder darauf aufmerksam. Dabei ist die Wanderung für die Tiere alles andere als ungefährlich und endet oft tödlich.

Dabei werden Strecken bis zu fünf Kilometer bei einer Geschwindigkeit von rund 600 Meter pro Tag zurückgelegt. Die männlichen Kröten lassen sich dabei meist "huckepack" von den Weibchen tragen.

Für die Überquerung einer Straße benötigen Kröten etwa 15 Minuten und werden dabei sehr oft von Autos überfahren.

Die meiste Zeit des Jahres leben Erdkröten in Wiesen und Wäldern. Doch im Frühling zieht es die Tiere zur Fortpflanzung zurück zu den Gewässern, in denen sie geschlüpft sind. Erdkröten sind ortsgebundene Tiere und wissen, dass am Ort ihrer Geburt die Lebens- und Wachstumsbedingungen am besten sind. Das Laichgewässer finden die Tiere mithilfe eines speziellen Organs im Gehirn. Zusätzlich orientieren sich die Tiere an Wegen und Waldrändern sowie durch ihren Geruchssinn.

Die Krötenwanderung beginnt, wenn die Temperaturen wieder steigen und es nachts nicht kälter als 5 Grad ist. Das ist meist Mitte bis Ende März der Fall. Die Kröten und Frösche starten in der Abenddämmerung ihre Reise, sollte das angezielte Gewässer ausgetrocknet oder der Weg versperrt sein, suchen sich die Tiere ein anderes Gewässer oder bilden ihren Laich zurück, um im nächsten Jahr zu laichen.

Die größte Gefahr geht bei der Krötenwanderung nicht von Fressfeinden, sondern vom Straßenverkehr aus. Da die meisten Tiere auf dem Weg zum Laichgewässer Straßen und Wege überqueren müssen, werden jedes Jahr unzählige Kröten und Frösche überfahren. Die kleinen Tiere werden in der Dämmerung oft schlichtweg übersehen. Zudem sind Kröten und Frösche durch ihre Geschwindigkeit nicht in der Lage, Autos auszuweichen. Im Gegenteil: Die Tiere verharren bewegungslos, wenn Gefahr droht. Was bei Fressfeinden wirksam sein kann, bedeutet im Straßenverkehr meist den sicheren Tod.

Schutzzäune, Fallen und Straßenschilder helfen den Tieren.

Um die Kröten vor dem Straßenverkehr zu schützen, errichten Tierfreunde immer wieder Krötenzäune

entlang der Fahrbahn. Die Kröten gelangen dann durch einen extra errichteten Tunnel auf die andere Straßenseite oder werden in Fallen gesammelt und auf die andere Straßenseite gebracht.

Diese Fallen bestehen meist aus Eimern, die in den Boden eingegraben werden. Es kann passieren, dass mehrere hundert Kröten und Frösche in einer Nacht in einen Eimer geraten. Zweimal am Tag werden die Fallen kontrolliert und die Tiere sicher über die Straße gebracht.

Um die Autofahrer auf die Krötenwanderung aufmerksam zu machen, bringen immer mehr Städte und Kommunen spezielle Verkehrsschilder an. In einigen Straßen wird in der Zeit der Krötenwanderung das Tempolimit gesenkt.

An besonders kritischen Punkten wurden fixe Tunnelanlagen errichtet, so zum Beispiel in der Aspernallee (2. Bezirk), Rosentalgasse (14. Bezirk), in der Exelbergstraße (17. Bezirk) oder in der Senderstraße am Bisamberg (21. Bezirk). Diese Tunnel sind Kanaltröge, die in der Fahrbahndecke versenkt werden. Zäune und Leitbleche führen die Amphibien zu den Eingängen der Tunnel. Die Kröten und anderen Amphibien wandern dann durch die Röhre auf die andere Straßenseite.

Wenn Sie also im Frühjahr in der Dämmerung an neuralgischen Punkten mit dem Auto unterwegs sind, so fahren Sie bitte besonders vorsichtig. Die Amphibien werden es Ihnen danken.